Diversity setzt sich durch

Eine Aufzeichnung der Praxisforen mit den beteiligten Unternehmens-Vorstandsmitgliedern ist ab sofort Online.

 

Berlin, 10. Mai 2021: Eine beeindruckende Anzahl hochkarätiger Vertreter_in-nen aus Politik und Unternehmen hat jüngst anlässlich des Wirtschaftsforums Vielfalt verdeutlicht, dass Diversity Management in Deutschland mittlerweile als Zukunftsthema betrachtet wird. Mehr als 1.600 Manager_innen, Wissen-schaftler_innen und Expert_innen nahmen an dem vom Charta der Vielfalt e.V. initiierten Forum teil, und beleuchteten dabei die Bedeutung des Themas für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Neben EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Staatsministerin Annette Widmann-Mauz und Arbeitgeberpräsident Dr. Rainer Dulger warben gleich neun Vorstände von führenden Unternehmen für mehr Offenheit und Flexibilität in der Arbeitswelt. Auch auf europäischer Ebene bekommt Diversity durch den „Europäischen Monat der Vielfalt“ einen weiteren Impuls. In diesem Jahr steht dabei die ethnische Vielfalt im Mittelpunkt.

„Kein anderes Thema verbindet den gesellschaftlichen Wandel so sehr mit den Fragen der Organisation im Unternehmen, weshalb Diversity in den nächsten zehn Jahren massive Veränderungen auslösen wird“, ist die Vorstandsvorsitzende des Charta der Vielfalt e.V., Ana-Cristina Grohnert überzeugt. Sie wirbt dafür, dass sich Unternehmen auch gesellschaftspolitischen Diskussionen wie zu Rassismus oder Diskriminierung aufgrund sozialer Herkunft aktiv stellen. „Unternehmen dürfen sich nicht Fortschritt zwingen lassen, sondern müssen offensiv und selbstbewusst mit den Herausforderungen einer vielfältigen Gesellschaft umzugehen“, so Grohnert.

„Die Vielfalt ist nicht die Bedrohung, sondern die Chance. Wir haben es uns in der Wirtschaft lange zu einfach gemacht, indem wir oft alle über einen Kamm scheren wollten. Die Potenziale, die die Einen dabei übersehen oder ignoriert haben, waren der Wettbewerbsvorteil der Anderen und haben sie zu attraktiven Arbeitgebern gemacht“, berichtet sie aus der Erfahrung von Charta der Vielfalt. Mehr als 3.900 Organisationen haben diese Erklärung für mehr Diversität in der Arbeitswelt mittlerweile unterzeichnet.

Bestätigt wird der Aufwind für das Diversity Management auch durch Zahlen einer neuen Studie des Charta der Vielfalt e.V.. Darin erklären selbst 67 Prozent der Unternehmen, die bislang noch weniger mit dem Thema befasst waren, dass Diversity klare Vorteile bringt. In dieser Gruppe rechnen auch 63 Prozent damit, dass Diversity zukünftig noch wichtiger wird.

Mittlerweile sei Diversity jedoch nicht mehr nur Wettbewerbsvorteil, sondern Standortfaktor. Die Managerin vergleicht: „Jede Monokultur ist anfällig für die Schwankungen der Umwelt, und nur ein vielfältiges System kann diese aufnehmen und in Produktivität umsetzen“.

 

Standortfaktor Diversity

Breiten Raum nahmen deshalb beim Wirtschaftsforum Vielfalt auch unterschiedlichen Bezugspunkte zu Diversity in verschiedenen Unternehmen und Branchen ein. Angesichts des demografischen Wandels und eines mittelfristigen Rückgangs des Erwerbspersonenpotenzials um rund 16 Millionen Menschen bis 2050 ist die Fachkräftesicherung und eine nachhaltige Personalplanung für Unternehmen branchenübergreifend zum bestimmenden Faktor geworden. Alle stillen Reserven des Arbeitsmarktes auszuschöpfen, reicht nicht aus, Zuwanderung in den deutschen Arbeitsmarkt ist dauerhaft notwendig wird. Damit wird die Zusammensetzung von Belegschaften in Zukunftnoch stärker als heute interkulturell divers sein und erfordert stärkere Bemühungen zur Integration.

Betont wurde ebenso die Bedeutung von Diversity für die Innovationsfähigkeit und die Fähigkeit, auf Veränderungen zu reagieren. Insbesondere die aktuelle Corona-Krise macht dabei deutlich, welche Schlüsselrolle der Digitalisierung zukommt. Im Kontext von Diversity müsse man deshalb verstärkt an der Entwicklung sogenannter „Future Skills“ arbeiten und in Weiterbildung investieren. Die Anfälligkeit gegenüber Krisen zu reduzieren, ist nach übereinstimmender Auffassung der Top-Manager_innen aus den Unternehmen ebenfalls ein unmittelbares Ziel von Diversity Management.

Darüber hinaus sehe sich Diversity Management mehr und mehr als „Übersetzungsdienst gesellschaftlicher Entwicklungsprozesse im Unternehmen“, stellt Ana-Cristina Grohnert fest. Aktuell stelle beispielsweise die Benachteiligung aufgrund sozialer Herkunft einen blinden Flecken in der Organisation vieler Unternehmen dar. „Wir kennen das Problem auf der abstrakten Ebene, aber wir haben noch zu wenig Ansätze in der Praxis, die Benachteiligung abzubauen.“ Unternehmen verschwenden nach Ansicht von Grohnert dadurch nicht nur die „Potenziale der Individuen“, sondern gerieten perspektivisch auch in Legitimationskonflikte. „Erfreulicherweise erleben wir eine nachwachsende Generation im Management, die für die Beschäftigten wie für sich selbst die Sinnfrage stellt. Klimawandel, neue Technologien, Fairness und gesellschaftliche Verantwortung bilden einen gemeinsamen Hintergrund für ein neues Verständnis von Unter-nehmensführung. Dazu gehört auch, dass man über das eigene Unternehmen hinausdenkt und sich stärker über Netzwerke und Kooperationen definiert“, so Grohnert.

 

Best Practice für Diversity

„Der Charta der Vielfalt e.V. als Unternehmens-Netzwerk ist die erste Adresse, um sich mit dem Thema Diversity vertraut zu machen, sich auszutauschen und weiterzuentwickeln“, ist Geschäftsführer Stefan Kiefer überzeugt. In Deutschland sei dem Thema Diversity in den letzten Jahren der Durchbruch gelungen. “Vor gut zwanzig Jahren hat eine massive Zunahme an Forschung und Fachliteratur eingesetzt. Dieses Wissen ist nun in der Praxis angekommen, und die nachfolgenden Generationen im Management bringen bereits eine ganz andere Basis mit“, so Kiefer. „Diversity Management ist deshalb auch keine Modeerscheinung, die wieder verschwinden wird, sondern fundamentales Wissen, das zum Kernbestandteil zukünftiger Unternehmensführung gehören wird“, ist Kiefer überzeugt.

Aufgabe des Charta derVielfalt e.V. sei es, das vorhandene Wissen zum Diversity Management sichtbar und allgemein zugänglich zu machen. „Man kann Diversity nicht nur für ein Unternehmen denken. Es gibt ein gesellschaftliches Interesse, dieses Verständnis von Offenheit und Wertschätzung im Sinne besserer Produktivität zu fördern.“ Die Charta der Vielfalt vernetze deshalb Praktiker_innen unterschiedlichster Bereiche mit Wissenschaft und Politik. „Das Wirtschaftsforum Vielfalt ist zur größten Townhall für Diversity in Deutschlandgeworden und zeigt, wie riesengroß das Interesse am Thema ist. Ich kann Unternehmen nur raten, das Thema Diversity zur ständigen Priorität zu machen“, bilanziert Charta-Vorstandsvorsitzende Ana-Cristina Grohnert und stellt fest: „Diversity ist die Zukunft." Ohne Diversity gibt es hingegen keine Zukunft.

 

European Diversity Month

Welchen Stellenwert das Thema Diversity auf europäischer Ebene einnimmt, hat nicht nur der Beitrag von EU-Kommissionpräsidentin Ursula von der Leyen beim Wirtschaftsforum Vielfalt verdeutlicht. Ab 4. Mai veranstaltet die EU selbst den „Europäischen Monat der Vielfalt“. Im Jahr 2021 steht dabei die ethnische Vielfalt im Vordergrund und thematisiert auch die Diskriminierung und Rassismus in der Arbeitswelt. 

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