Statistiken zeigen, dass die soziale Herkunft nach wie vor starken Einfluss auf Bildungs- und Arbeitsmarktchancen hat. Oft haben Menschen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer gesellschaftlichen Schicht keinen Zugang zu Ressourcen wie etwa Netzwerke, Vermögen, Bildung oder gesellschaftliche Macht. Dadurch erreichen viele Arbeitnehmer_innen keinen für ihre Talente und Fähigkeiten angemessenen Arbeitsplatz. Um die Dimension "Soziale Herkunft" zu vertiefen, haben wir hier deshalb verschiedene Dokumentationen und Reportagen, einen sowie Lektüre- und Podcastempfehlungen für euch zusammengestellt.
Schafft es jeder, wie der Rapper Massiv, unabhängig seiner sozialen Herkunft nach oben? Oder müssen wir unser Sozialsystem dringend verbessern, wie Aktivistin Sarah-Lee Heinrich fordert? Wie erreichen wir Chancengleichheit in einem der reichsten Länder der Welt? Die Meinungen dazu sind unterschiedlich und diskussionswürdig - mit 13 Fragen versucht Salwa Houmsi ihre Gäste deshalb zum Kompromiss zu bringen (Dauer 36min).
In dem kurzen Video von Funk erzählen Jugendliche aus Hartz-4-Haushalten von ihren Erfahrungen. Dabei wird deutlich: Wer aus einer finanziell schwachen Familie kommt, hat andere Voraussetzungen für das spätere Leben als Personen, deren Eltern gutes Geld verdienen (Dauer 5:14min).
Die Herkunft und der soziale Hintergrund entscheiden oft, welche schulischen Leistungen und Aufstiegsmöglichkeiten Kinder heute haben. Fest steht: Leider haben nach wie vor nicht alle Schüler_innen in Deutschland die gleichen Chancen auf Bildungserfolg. Die kurze Reportage von ZDFinfo dokumentiert deshalb eindrücklich die Rolle der sozialen Herkunft in der Schule und Arbeitswelt (Dauer 11:15min).
Auch auf der DIVERSITY Konferenz 2019 in Berlin gab es vier spannende inhaltliche Inputs von vier Expert_innen zum Thema "Soziale Herkunft". Dabei waren Elke Heitmüller (Leiterin Diversity bei VW), Kai Marquardsen (Professor für Armut und Ungleichheit in der Sozialen Arbeit an der FH Kiel), Natalya Nepomnyashcha (Geschäftsführerin vom Netzwerk Chancen) und Emilia Roig (Geschäftsführerin des Center for Intersectional Justice) (Dauer 83min).
Das Erzählen der eigenen Geschichte von sozialer Herkunft
Arbeiterkind.de ist eine Ehrenamtsorganisation und ein Netzwerk, das versucht Bildungsungerechtigkeiten zu bewältigen und Leuten zu helfen, die während des Studiums aufgrund ihrer sozialen Herkunft vor besondere Herausforderungen gestellt werden. Hanna und Franziska von Arbeiterkind.de heben in dieser Folge des Lila Podcasts vor allem einen Aspekt ihrer Arbeit hervor: Das Erzählen der eigenen Geschichte und wie es dabei hilft, andere zu ermutigen und durch schwere Zeiten zu tragen.
Passend zur Bekanntgabe unserer 7. Dimension "Soziale Herkunft" haben wir mit dieser Kampagne verschiedene Facetten von Sozialer Herkunft aufgegriffen. Vermeintliche Weisheiten wie „Dir stehen alle Türen offen!“ oder „Du hast es in der Hand!“ werden in den Erzählungen als reine Märchen enttarnt. Dabei werden die besonderen Fähigkeiten und Erfahrungen der Protagonist_innen hervorgehoben und gezeigt, was Organisationen besser machen könnten, um die Vorteile unterschiedlicher sozialer Herkünfte zu nutzen.
Gemeinsam mit Dr. Emilia Roig, Gründerin und Direktorin des Center for Intersectional Justice (CIJ) untersuchen wir vom Charta der Vielfalt e.V. in unserem Policy Paper die Dimension Soziale Herkunft in der Arbeitswelt aus einer intersektionalen Perspektive. Dabei wird deutlich, dass Menschen mit benachteiligter sozialer Herkunft in der Arbeitswelt nicht die gleichen Chancen haben wie Menschen mit privilegierter sozialer Herkunft. Fest steht: Arbeitgebenden entgeht viel Potential, wenn sie bei der Zusammenstellung ihrer Teams nicht auf eine Durchmischung verschiedener sozialer Herkünfte achten.
Im Thementeil "Soziale Herkunft" unserer Studie "Diversity Trends. Die Diversity-Studie 2020" haben wir vom Charta der Vielfalt e.V. Führungskräfte in Deutschland erstmals zu sozialer Herkunft befragt. Rund 59 % der Befragten geben an, Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft in der Arbeitswelt bereits beobachtet oder selbst erfahren zu haben. Zugleich zeigt die Studie: Diese Form der Diskriminierung steht noch immer einem Leistungsmythos gegenüber. Ein Anteil von 37 % der befragten Nichtunterzeichner_innen ist nämlich überzeugt, dass jede_r den beruflichen Erfolg selbst in der Hand hat. Unternehmen und Institutionen stehen also in der Pflicht etwas gegen Benachteiligung aufgrund sozialer Herkunft zu unternehmen.